Gedenkveranstaltung in Uelsen: „Nie wieder“ ist jetzt!

Rathaus & Politik

Am 27. Januar 2025 jährte sich die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz zum 80. Mal. Aus diesem Anlass luden die Gemeinde Uelsen und der Arbeitskreis Christlicher Kirchen zu einer Gedenkveranstaltung ins altreformierte Gemeindehaus ein. Rund 100 Menschen nahmen teil – so viele wie noch nie zuvor.

Bereits zu Beginn der Veranstaltung wurde deutlich: „Nie wieder!“ ist keine bloße Erinnerung an die Vergangenheit, sondern ein Aufruf zum Handeln in der Gegenwart. Mit Blick auf das Erstarken rechtsextremer Tendenzen und demokratiefeindlicher Strömungen wurde deutlich: „Nie wieder“ ist jetzt!

Erinnern, Wachsamkeit und Verantwortung übernehmen

Bürgermeister Wilfried Segger erinnerte in seiner Rede an die rund sechs Millionen jüdischen Opfer des Nazi-Regimes und betonte: „Das Erinnern bedeutet, den Opfern eine Stimme und ein Stück ihrer Würde zurückzugeben. Doch es reicht nicht, sich zu erinnern – wir müssen auch Verantwortung übernehmen.“ Er warnte vor den Mechanismen, mit denen totalitäre Regime Menschen für sich gewinnen, und stellte Parallelen zur heutigen Zeit fest: „Wir alle müssen durch unser Erinnern und aktive Wachsamkeit Verantwortung übernehmen – als Einzelne, als Gemeinde und als Gesellschaft.“

Auch in der politischen Dimension nahm Segger kein Blatt vor den Mund: „Allein, dass sich Nazis, Extremisten und Faschisten in der AfD tummeln, muss schon ein Grund sein, diese Partei nicht zu wählen, auch wenn man einzelnen Punkten des Wahlprogramms zustimmen könnte.“ Für diese klaren Worte gab es lautstarken Applaus aus dem Publikum.

„Jetzt sind wir dran!“ – Ein Aufruf zum Handeln

Pastorin Anne Noll trug bei ihrem Beitrag symbolträchtig einen pinken „Grafschaft zeigt Gesicht“-Pulli. Sie unterstrich, dass Demokratie und Freiheit keine Selbstläufer seien: „Jetzt sind wir dran – wir müssen dafür sorgen, dass nie wieder so ein Unheil von Deutschland ausgeht.“ Sie machte deutlich, dass Christentum und Ausgrenzung nicht vereinbar sind: „Niemand, der an Jesus Christus glaubt, kann eine Partei wählen, die Menschen ausgrenzt.“ Ihr Appell: „Seien auch wir mutig, reden miteinander und heißen die willkommen, die bei uns Hilfe suchen.“

Musikalisch begleitet wurden die Veranstaltung durch den Gitarristen Ali Jacobs, der unter anderem das bekannte „Lied der Moorsoldaten“ vortrug – ein Lied, das 1933 von Häftlingen im Konzentrationslager Börgermoor geschrieben wurde.

Die große Teilnahme und die eindrucksvollen Redebeiträge machten deutlich: Die Erinnerung an die Verbrechen der NS-Zeit ist nicht nur eine Pflicht, sondern eine Notwendigkeit. „Nie wieder“ ist heute – und es liegt an uns allen, diese Worte mit Leben zu füllen.

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